Die Suche nach geeigneten Lehrlingen für eine Ausbildung gleicht mittlerweile der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dabei sind Fachkräfte das Rückgrat jedes Unternehmens und vor allem auch, dass stetig neue Fachkräfte ausgebildet werden, für jenes Personal, das in Rente geht. Die Bedeutung an gut ausgebildeten Lehrlingen zeigt sich in den letzten Jahren zunehmend, denn immer mehr Betriebe suchen händeringend nach Lehrlingen, die die Lücke im Personal füllen. Bleiben diese Ausbildungsplätze unbesetzt, droht vielen Firmen langfristig ein Engpass bei den Mitarbeitern, wodurch auch die Produktion nicht mehr auf dem gleichen Niveau gehalten und erst recht nicht ausgebaut werden kann. Immer wichtiger ist daher das sogenannte Azubimarketing geworden, bei dem Unternehmen gezielt um den Nachwuchs kämpfen.
Recruiting umgekehrt
Beim Azubimarketing gehen Unternehmen den umgekehrten Weg. Sie gehen aktiv auf potenzielle Azubis zu und versuchen sie für die Branche und den Job zu begeistern. Dadurch steigt die Chance, dass Unternehmen ihre freien Ausbildungsplätze besetzen können und dass auch mit qualifizierten Bewerbern. Zudem ist ein Unternehmen mit einem aktiven Ausbildungsmarketing bereits früher präsent bei den Jugendlichen, was einen nachhaltigen Effekt hat auch hinsichtlich des Kaufverhaltens. Damit sich die Jugendlichen nach ihrer schulischen Laufbahn tatsächlich für einen Ausbildungsplatz bei einem Unternehmen bewerben, ist es wichtig, dass sich die Unternehmen nicht nur als guter Arbeitgeber präsentieren, sondern dass sie dies auch leben.
Fachkräfte sind Mangelware
Kamen früher oft Hunderte Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz buhlen heute zahlreiche Unternehmen um die wenigen Auszubildenden, die ausreichend Qualifikationen besitzen. Einige Faktoren sorgen dafür, dass die Unternehmen es immer schwieriger haben, Azubis finden zu können, wozu in erster Linie mangelnde Grundkenntnisse gehören. Entscheidend sind hier weniger die Schulnoten, oft mangelt es am Leseverständnis oder bei der Durchführung einfacher Berechnungen. Derartige Defizite können Unternehmen im Rahmen der Ausbildung kaum aufholen, da sich diese primär auf die fachliche Qualifikation beschränkt. Ein Grund, warum Azubimarketing immer wichtiger wird, vor allem für kleine und mittelständische Betriebe ist die Präsenz großer Unternehmen. Junge Menschen sind von Kindesbeinen an mit großen Marken konfrontiert, die ein deutlich größeres Werbebudget haben, als der kleine lokale Hersteller, wodurch sich später potenzielle Auszubildende eher bei diesen großen Betrieben bewerben. Kleine und mittlere Unternehmen können hier ihre Stärken, die vor allem in der persönlichen Betreuung der Auszubildenden liegt, hervorheben. Zudem haben Jugendliche bei kleineren Unternehmen mehr Möglichkeiten sich auszuprobieren und im Rahmen der Ausbildung auch kreativ zu arbeiten.
Mit Azubimarketing wettbewerbsfähig bleiben
Während große Betriebe kaum bis wenig Azubimarketing betreiben, da sie generell viele Bewerbungen erhalten, können kleinere Unternehmen durch gezieltes Ausbildungsmarketing solchen großen Firmen gute Arbeitskräfte wegschnappen. Ein Vorteil ist, dass kleinere Betriebe gezielter Nachfolger für ältere Mitarbeiter ausbilden oder rechtzeitig für eine Betriebserweiterung guten Nachwuchs haben wollen. Das bedeutet für die Auszubildenden, dass sie nach der abgeschlossenen Ausbildung nicht auf der Straße stehen, sondern sie auch später einen fixen Arbeitsplatz haben. Die Lehrlinge wachsen mit dem Unternehmen mit, während Großunternehmen hier auf quantitativen Output setzen und lediglich ausbilden, jedoch kaum Lehrlinge in den aktiven Betriebübernehmen.
Zielgruppe verstehen
Der Grundstein für gutes Azubimarketing ist ein Verständnis der Zielgruppe. Die Jugendlichen sind heute nicht mehr mit einem soliden Job, der ihnen Geld für Essen und Unterkunft bringt, zufrieden. Sie sind neugierig, wollen sich entwickeln und wichtig ist ihnen nicht nur ein guter Job alleine, sondern auch, dass dieser im Einklang mit ihrer Freizeit ist. Dies stellt Unternehmen ebenfalls beim Azubimarketing vor neue Herausforderungen, schon alleine, wie sie um die jungen Menschen werben, kann für die Jobanwärter ausschlaggebend sein, sich für oder gegen ein Unternehmen zu entscheiden. Für Unternehmen ist es daher immer wichtiger, dass sie die Sprache der Jugendlichen sprechen und ihren Lebensstil verstehen.
Zum besten Arbeitsplatz werden
Es nutzt nichts, wenn sich ein Unternehmen als großartiger Arbeitgeber präsentiert, in der Realität, die Möglichkeiten in der Ausbildung beschränkt sind. Betriebe sollten sich daher die Frage stellen, was sie zu einem attraktiven Ausbildungsplatz macht. Viele Unternehmen kommen bereits bei dieser Frage ins Stocken, daher ist es nicht verwunderlich, wenn sich Jugendliche für andere Betriebe entscheiden, die diese Frage problemlos beantworten können und Azubis alle Möglichkeiten bieten. Unternehmen müssen im Rahmen des Azubimarketings ihre Stärken herausarbeiten bzw. auch im Betrieb Anreize schaffen. Junge Menschen wollen und suchen diese Chancen, wodurch solche Unternehmen beim Kampf und gute Lehrlinge, voraus sind.
Vermeintlich unattraktive Jobs ins rechte Licht rücken
Neben dem Azubimarketing wird auch Job- bzw. Berufsmarketing in einem Atemzug genannt. Dieses Thema ist für Unternehmen selbst jedoch meist nebensächlich, da sich Handelskammer bzw. Berufsverbände um das Image der Jobs kümmern. Allerdings fallen hier oft auch Jobs, durch den Raster, die heute schon selten geworden sind, jedoch das Gewerbe noch aktiv von einigen wenigen Unternehmen betrieben wird. Oft handelt es sich dabei um alte und traditionelle Berufe, wie das eines Schumachers, die es immer schwerer haben Nachwuchs zu finden. Hier müssen Betriebe, die Lehrlinge ausbilden wollen, selbst aktiv werden und etwa im Rahmen von Praktika oder Schnuppertage einen realistischen Einblick geben.
Instrumente im Azubimarketing
Wie bei allen Marketingmaßnahmen stehen auch beim Azubimarketing unterschiedliche Instrumente zur Auswahl. Die Klassiker, die jedoch immer weniger Erfolg bringen, sind Berufsmessen, viel erfolgreicher ist ein aktiver Kontakt zu den Schülern. Dies kann beispielsweise im Rahmen von Projekten mit den Schülern im Abschlussjahr erfolgen oder auch aktiv als Partner einer Schule, bei der ein Unternehmen eine Klasse vom Beginn bis zum Abschluss mit verschiedenen Aktionen begleitet. Unverzichtbar ist auch die Präsenz im Netz geworden, denn das Internet ist für junge Menschen eine der wichtigsten Informationsquellen, wodurch Unternehmen durch regelmäßige Berichte, den Azubis einen Einblick in den Beruf geben können.